Arbeit by Frapan Ilse

Arbeit by Frapan Ilse

Autor:Frapan, Ilse
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: (Privatkopie)
veröffentlicht: 2010-02-02T16:00:00+00:00


In dieser Nacht träumte es Josefinen, daß ihr plötzlich ein Fremder gegenüberträte, dessen unerwartetes Erscheinen sie von einer Seite des Zimmers zur anderen scheuchte.

Der Fremde war in eleganter Kleidung, wie bereit, in eine Gesellschaft zu gehen. Sie bemerkte deutlich die breite, weiße Hemdbrust unter dem lose überhängenden Kaisermantel, den spiegelnden Zylinder, die neuen roten Handschuhe.

Er sprach nichts, sondern stand da mit einem geheimnisvollen und blasierten Lächeln auf dem schlaffen Munde, das sie zu verhöhnen schien. Seine goldene Brille glitzerte, die Gläser glitzerten, so daß sie seine Augen nicht sehen konnte. Und dann begann er eine Gebärde des Händewaschens zu machen, die ihr so sehr, so unheimlich bekannt war: die rechte Handfläche wäscht den linken Handrücken – die Schultern runden sich – er scheint sich auf ein Wort vorzubereiten, auf ein Wort, vor dem sich die Träumende ängstigt, das sie nicht hören will.

Immer sonderbarer lächelt er; seine glitzernden Gläser sind auf sie gerichtet – er hebt den Arm und beschreibt einen Bogen voll gekünstelter Grazie, einen einladenden Bogen, mustert sie, ihre Gestalt von den Füßen aufwärts und lächelt spöttisch überlegen; etwas Cynisches ist auf seinen breiten, blassen Lippen zu lesen.

›Ich kenne Sie wirklich nicht‹, sagt die Träumende, ›bitte, verlassen Sie dieses Zimmer.‹

Ihr Herz scheint nicht mehr zu schlagen, kalt und gleichgültig ist ihr, und tief, tief unten glimmt eine Angst – eine Angst!

Sie wacht auf: ›das war Er!‹

›Georges!

Ich habe gesagt: ich kenne Sie nicht.

Aber ich kannte ihn wohl.

Oh! Oh! Oh!‹

Von Schauder durchzuckt blieb sie starr liegen.

›Das war Er.

Habe ich diesen geliebt? Diesen einmal geliebt? geliebt?

Nein! nein! nein!

Fort, du Entsetzlicher! Fort! Mensch, ich kenne dich nicht! Ich war nie dein! Nie! Nie!

Hörst du? Niemals!

Ich habe dich nie geküßt! Nie!

Hörst du? Niemals!

Fremd! Wildfremd! Fort!

Ein Nachttier! ein Phantom!

Wer hat dich ausgedacht? Du! Du!‹

Und sie richtete sich heftig auf, rang hart die Hände und stöhnte fast bewußtlos: »Oh, Herr des Himmels, töte ihn! töte ihn! töte ihn!«



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